“Meine Frau muss so viele Schmerzmittel nehmen. Wäre da nicht auch Cannabis eine gute Alternative?”, fragt mich ein Kunde beim Einlösen der Rezepte. Bei Cannabis scheiden
sich die Geister: von den einen als gefährliche Droge verpönt und von den anderen als Heilmittel gegen allerlei Gebrechen und als Universallösung in den Himmel gelobt. Diese gegensätzlichen Meinungen zu hinterfragen, lohnt sich.
Denn unter dem Sammelbegriff Cannabis werden gerne Cannabisblüten, CBD-Öle, Cannabisextrakte und Dronabinoltropfen in einen Topf geworfen. Cannabis enthält im Wesentlichen zwei wirksame Hauptinhaltsstoffe Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), die unterschiedliche Wirkungen hervorrufen. In Online-Shops und auf Märkten finden sich oftmals die CBD-Öle, denn Tetrahydrocannabinol darf in legalen Produkten nicht enthalten sein. Cannabidiol wirkt entzündungshemmend, gegen Übelkeit und krampflösend.
Die CBD-Öle sind aber vom CBD-Gehalt und der Qualität sehr unterschiedlich und untereinander nicht vergleichbar. Diese Produkte haben nur geringe Effekte. Für den Einsatz von medizinischem Cannabis gelten strenge Regeln. Patienten müssen im Vorfeld mit verschiedenen anderen Schmerzmitteln therapiert und eingestellt worden sein. Erst bei starken Symptomen, die sich trotz adäquater Schmerztherapie nicht lindern lassen, kann der Einsatz von medizinischem Cannabis erwogen werden. Das THC in Blüten, Extrakten und Dronabinoltropfen wirkt schmerzlindernd und appetitsteigernd. Diese Produkte werden von der Krankenkasse übernommen.
Eine zielführende Schmerztherapie baut nicht allein auf ein Präparat. Wir haben viele hochwirksame Arzneistoffe, die gemäß einer Stufentherapie eingesetzt werden sollten.
Dazu zählen Paracetamol und Ibuprofen auf der ersten Stufe, Ibuprofen (hochdosiert), Metamizol (Novaminsulfon) und Tilidin auf der nächsten und Opiate (Morphin, Hydromorphon, Fentanyl) auf der dritten Stufe. Ergänzt werden diese klassischen Schmerzmittel durch Wirkstoffe gegen neuropathische Schmerzen wie Gabapentin, Pregabalin und andere, sogenannte Co-Analgetika. Alle genannten Wirkstoffe können und sollten eingesetzt werden, wenn die Symptome so stark sind. 
Eine professionelle Schmerztherapie nimmt den ganzen Patienten in den Blick und setzt auf verschiedenen Ebenen Schmerzmedikamente ein. Medizinisches Cannabis ist dann nur ein weiterer Baustein einer moderner Schmerztherapie. Nicht zu vergessen sind die nichtmedikamentösen Maßnahmen, die die Therapie sinnvoll ergänzen können. Cannabis zu verteufeln ist zu kurz gedacht. Der Einsatz von Dronabinoltropfen und Cannabisextrakten in der Schmerztherapie und Palliativtherapie hat mittlerweile einen hohen Stellenwert.
Medizinisches Cannabis in hoher Qualität ist sicher, wirksam und hat nichts mit dem Rausch durch den Konsum bzw. das Rauchen von Cannabisblüten zu tun.
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