Herr M. (Stammkunde) betritt die Apotheke und eine Mitarbeiterin ruft mich dazu, weil er Hilfe benötigt. Er ist hochbetagt und offensichtlich kommt er mit seinen Tabletten nicht mehr zurecht. Ich bitte ihn nach hinten. Aus seiner Tüte kramt er einzelne Tablettenblister hervor teilweise mit und auch ohne Umverpackung, vier verschiedene Medikamente.
Einzelne Packungen sind mit Zahlen beschriftet, um die Packungen auseinanderzuhalten. Ich sortiere mit ihm seine Medikamente und wir stellen fest, dass er von allem genug hat. Doch er ist eigentlich auf dem Weg zum Arzt, aber er weiß nicht mehr, welche Tabletten ihm fehlen.
Ich überprüfe seine Kundendatei. Alle Packungen hatte er von uns bekommen, ein Präparat wurde wegen Lieferengpässen von einem anderen Hersteller geliefert. Schnell habe ich sein fehlendes Präparat gefunden, der "Blutverdünner". Jetzt erinnert er sich daran. Ich erkundige mich telefonisch in der Arztpraxis nach der korrekten Dosierung. Innerhalb von fünf weiteren Minuten drucke ich ihm einen übersichtlichen Medikationsplan mit Einnahmehinweisen und -grund aus. Wir nummerieren die vier Präparate durch und übertrugen Nummern und Dosierung auf die Packungen.
Das ist nur ein Beispiel von vielen wertvollen Dienstleistungen, die wir als Apothekerinnen und Apotheker tagtäglich erbringen. Doch die Apothekenreform, die das Bundesgesundheitsministerium auf den Weg gebracht hat, sieht Apotheken ohne Apothekerinnen und Apotheker vor.
Können Sie sich eine Apotheke ohne Apothekerinnen und Apotheker vorstellen? Möchten Sie darauf verzichten? Eine Abgabe von Medikamenten auf Privatrezepten, starken Schmerzmitteln (BTM), die Freigabe von Ihren angemischten Cremes, Zäpfchen und Kapseln, Impfungen, Medikationsanalysen und -beratungen aus dem oben genannten Beispiel könnten nicht mehr in jeder Apotheke geleistet werden.
Wo Apotheke draufsteht, muss auch Apotheke drinnen sein, oder nicht? Hinzukommen de facto Honorarkürzungen durch Honorarumverteilungen und die fehlende Anpassung der Mitarbeiterlöhne, die ohnehin gegenüber anderen Branchen und auch vergleichbaren Berufen im Gesundheitswesen längst am unteren Limit liegen oder darunter.
Wie sollen junge Apothekerinnen und Apotheker für sich noch eine Zukunftsperspektive in der Übernahme einer Apotheke sehen. Es gibt keine Gelder mehr für Investitionen, keinen Puffer bei Personalkosten und keine finanzielle Wertschätzung für das unternehmerische Risiko. Seit 20 Jahren warten wir auf diese Honoraranpassung. Mit dieser Apothekenreform lässt sich das Apothekensterben nicht aufhalten.
Das hat sogar die Bild am Sonntag am 11. August festgestellt. Doch das Bundesgesundheitsministerium zeigt sich davon weiterhin unbeeindruckt. Wir kämpfen weiter und bitten um Ihre Unterstützung.
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